Wilkommen

Über dem Haustor Mechitaristengasse N°4 im siebenten Wiener Gemeindebezirk ist ein seltsames, mit einer Bischofsmütze geziertes steinernes Wappen zu sehen. Es krönt das Portal des Mechitharistenklosters. Seit 200 Jahren dienen die Patres der armenischen Tradition. Die stille schöpferische Arbeit zur Pflege der Religion und Kultur Armeniens hat das Haus zu einem nicht mehr wegzudenkenden Zentrum des armenischen Geistes werden lassen. Wie kommt es aber dazu, daß gerade hier in Wien armenischkatholische Mönche nach der Regel des Hl. Benedikt leben und wirken?

 

Als der 1676 geborene Mechithar von Sebaste am 8. September 1701 in Konstantinopel seinen Orden gründete, ahnte er sicher nicht, daß er einmal zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der armenischen Kulturgeschichte zählen würde. Mechithar und seine Mitbrüder verließen bald das osmanische Reich und bauten auf dem Peloponnes im damals venezianischen Methoni ein armenisches Kloster. Schon dort nahmen sie die Regel des heiligen Benedikt an. Papst Klemens XI. bestätigte sie offiziell als Benediktiner. Seither heißen die Mechitharisten zu Recht “armenische Benediktiner”. Nach dem Verlust Methonis an den Sultan, folgten sie den abziehenden Venezianern und erhielten vom Dogen eine der kleinen Inseln in der Lagune Venedigs. Das auf der Insel San Lazzaro errichtete Kloster ist bis heute im Besitz der Kongregation.

1773 trennte sich ein Teil der Mönche vom Stammhaus in Venedig und ließ sich im damals habsburgischen Triest nieder. Mit ihrem Privileg vom 30. Mai 1775 genehmigte Kaiserin Maria Theresia die Errichtung von Kloster und Kirche sowie den Betrieb einer Druckerei. Als Triest 1805 von den französischen Truppen besetzt wurde, gerieten die Triestiner Mechitharisten als Untertanen des Habsburgerreiches in eine schwere finanzielle Krise, weshalb sie in Dezember 1810 Triest verlassen und im kaiserlichen Wien umAsyl ansuchen mußten.

 

Kaiser Franz I. nahm die Mechitharistenpatres mit seinem Kabinettschreiben vom 5. Dezember 1810
in seiner Haupt- und Residenzstadt Wien auf. Sie fanden ab 1811 in dem verlassenen alten Kapuzinerkloster »Am Platzl« in der Vorstadt St. Ulrich Unterkunft.

 

Im Jahr 1837 wurde ein Neubau begonnen. Der Haupttrakt des neuen Klosters lag an der heutigen Mechitaristengasse. Im Jahre 1874 erhielt das Kloster mit dem Bau der zwei Quertrakte und mit dem Neubau der Kirche seine heutige Gestalt. Im Jahr 2000, anlässlich des 300 jährigen Jubiläums der Gründung und nach 227 jähriger Trennung, vereinigten sich die Mechitharisten von Wien und Venedig wieder zu einem einzigen Orden.