Das Museum – Die Sammlungen

Die Mechitharisten haben alles Erreichbare aus Armenien gesammelt und magaziniert. Der Besuch der einst reichen Sammlungen beider Abteien Wien und Venedig bedeutet für den Armenier der Diaspora einen Kontakt mit der verlorengegangenen Heimat und eine Rückbesinnung auf das kulturelle Erbe der Nation, besonders nach der noch andauernden Zerstörung armenischer Monumente infolge des Genozids am armenischen Volk durch die Türken. Zudem waren Stätten im Osten wie Erevan, Jerusalem, Nor Jowla und Antilias schwer zu erreichen.

Die Gemäldesammlung gibt eine gute Übersicht über das Schaffen armenischer Maler wie GIVANIAN und MAHOKIAN. Der berühmte Seemaler aus Kafa I. AJWASOWSKIJ ist durch vier Bilder und eine Graphik vertreten, darunter das außerordentliche „Nacht auf dem Meer bei Vollmond”, das in Verlust geraten ist und das in einer langen abendländischen Tradition steht: ELSHEIMER, VAN GOGH. Eine umfangreiche Sammlung an Karikaturen des A. SARUCHAN verziert eine ganze Wand.

In der umfangreichen Münzsammlung von etwa 20.000 Stück sind 5000 armenische, vornehmlich kilikische, von denen P. AUGUSTIN SEKULIAN Teile, die der Könige HETOUMS IL, LEWON III. und OSCHINS, ediert hat.
Die umfangreiche Sammlung armenischer Paramente spiegelt den unterschiedlichen Gebrauch in den Liturgien. Volkstrachten aus den Landschaften, die Nachbildung eines armenischen Hauses und das Gebrauchsgut sind dem Alltag zuzuordnen. Vom Porzellan sind die meisten Stücke im Abendland und Ostasien entstanden.Zu der wertvollsten Keramik ist die aus Kütahya in Anatolien zu rechnen.

Im Kloster werden wertvolle Landkarten aufbewahrt, der Erdglobus des Erzbischofs AYDINIAN (1846-1848) hat einen Durchmesser von 60 cm, der des P. ALEXANDER BALDJIAN von 1848 hat 20 cm.
In den Vitrinen hinter der Teppichsammlung werden die Mineralien aufbewahrt und Muscheln, ein Geschenk der Herzogin JULIE zu ANHALT-COETHEN. IM Museum werden zahlreiche naturwissenschaftliche Geräte gezeigt, welche den Studien der Mönche gedient haben.

Ein Schwerpunkt der Sammlung sind die armenischen Teppiche, der älteste, ein leider nur als kleines Fragment erhaltenes Stück, stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mehrere Stücke zeigen armenische Ikonographie, wie einer mit der Mutter Armeniens inmitten der zerstörten Städte. Andere bringen Namen der Besteller, zu einem jeden guten Haus in Armenien hat ein solcher Teppich gehört. V. GANTZHORN hat Armenien als das Ursprungsland des christlich orientalischen
Teppichs nachgewiesen.
Die altorientalischen Gegenstände wie Reliefs und Rollsiegel wurden durch E. BLEIBTREU bearbeitet. Zu nennen sind auch die liturgischen Geräte und Goldschmiedearbeiten, von denen bisher noch kein Inventar erstellt worden ist. Armenische Silberschmiede waren in Russland, aber auch in Ägypten tätig. Das Kloster besitzt umfangreiches Photomaterial von Armenien, darunter das Bildmaterial eines LALAYAN, welches bereits J. STRZYGOWSKI für sein Monumentalwerk „Die Baukunst der Armenier und Europa“ 1918 zur Verfügung gestanden hat.

Im Archiv harrt umfangreiches Material der Bearbeitung, etwa die 10 Bände Kolophone, welche AKINIAN in den Handschriften gesammelt hat und die eine sinnvolle Ergänzung zu den Kolophoneditionen des Matenadaran zu Erevan wären.
Heute werden andere Stätten stärker mit Gegenständen der armenischen Kultur bedacht als die beiden Abteien in Wien und Venedig, etwa das „Historische Museum“ zu Erevan und das zu Sardarabad.

(Helmut Buschhausen)